Lore: Maiev Shadowsong
Rache ist eine der mächtigsten Triebfedern. Ähnlich wie viele andere Emotionen lässt sie uns Dinge vollbringen, die normalerweise nicht zu uns passen würden. Rache war es, die so manchen Konflikt auslöste oder beendete. Und Rache war es, die das Leben von Maiev Shadowsong ab einem gewissen Punkt zeichnete, formte und schließlich fast gänzlich auszeichnete.
Von der anfänglich ehrgeizigen Priesterin entwickelte sie sich im Laufe der Zeit immer weiter, sodass sie irgendwann als personifizierte Rache angesehen wurde. Was zu dieser Entwicklung beigetragen hat und wer das Ziel ihrer Vendetta war, das sollt ihr im Folgenden erfahren.
Die ehrgeizige Priesterin
Maiev Shadowsong, genau wie ihr Bruder Jarod, wurden beide als Kinder einer normalen Nachtelfenfamilie geboren. Dennoch gelang es ihnen beiden, durch eiserne Disziplin und harte Arbeit, eine gehobene Stellung zu erhalten. Jarod wurde Teil der Stadtwache von Suramar, einer Großstadt des Nachtelfenreiches. Und Maiev ging in den Dienst der Schwesternschaft der Elune, wo sie in der Tempelstadt Hajiri eingesetzt wurde.
Mit dem Ausbruch des Kriegs der Ahnen schloss sich Maiev, wie auch die anderen Schwesternschaften der Elune, dem nachtelfischen Widerstand gegen die Krone an. Im Zuge des Krieges wollte sich die Nachtelfe gegenüber ihren Ordensschwestern beweisen, um so als mögliche Nachfolgerin der Hohepriesterin eingesetzt zu werden. Zwar gelang es ihr, die Aufmerksamkeit des Ordensoberhauptes auf sich zu ziehen, doch blieb sie im Schatten von Tyrande Wisperwind zurück.
Verärgert über diesen Affront ihrer Bemühungen, aber zu sehr den Richtlinien des Ordens unterworfen, akzeptierte sie die Entscheidung und fokussierte ihre Wut auf den Kampf gegen die Dämonen.
Im Laufe des Krieges wurde ihre Wut jedoch immer größer. Sie sah, wie Familie und Freunde unter den Waffen der Dämonen fielen, sie sah, wie ihre Welt verwüstet wurde, und sie gab den Magienutzern unter den Nachtelfen die Schuld dafür.
Als die Hohepriesterin an den Folgen einer Wunde im Sterben Tyrande zu ihrer Nachfolgerin ernannte, kochte Maiev innerlich vor Wut. Dennoch beglückwünschte sie ihre neue Hohepriesterin zu ihrer Ernennung, wie es jede andere Priesterin auch tat.
Viel Zeit blieb der Priesterin aber nicht, sich darüber Gedanken zu machen. Der Kampf dauerte an, und immer mehr wichtige Teile der Streitmachten wurden zerschlagen. Als der Anführer des Widerstandes, Kur’thalos Ravencrest, von einem Meuchelmörder der Königin ermordet wurde und Desdel Stareye, ein unfähiger Adliger, seinen Posten übernahm, schwor Maiev, die feindliche Nachtelfen und ihre Magie zu vernichten.
Seltsamerweise brachte der Tod von Ravencrest sie und ihren von ihr entfremdeten Bruder wieder näher zusammen. Jahrelang hatten sie kein Wort mehr miteinander gewechselt, doch nun, da das ganze Volk der Nachtelfen vor der Schwelle des Untergangs stand, fanden sie wieder zueinander. Nachdem Maiev die Erfolge ihres Bruders auf dem Schlachtfeld gesehen hatte, bestärkte sie ihn darin, mehr Einfluss auf das gesamte Kampfgeschehen zu nehmen. Dieser weigerte sich jedoch, da er als Nichtadliger im Kriegsrat keine Stimme finden würde.
Mit dem Tode Stareyes jedoch konnte sich Jarod nicht mehr vor der Verantwortung drücken. Mit Stolz erlebte Maiev, wie ihr Bruder die Schlacht zu Gunsten der Nachtelfen wendete.
Ein weiterer Lichtblick tat sich an ihrem Horizont auf. Während einer der vielen Schlachten konnte Malfurion Stormrage nicht verhindern, dass Tyrande entführt wurde. In derselben Schlacht fiel jedoch auch die von Tyrande ernannte Stellvertreterin für den Posten der Hohepriesterin, Marinda. Führungslos vertraute der Orden einer ihrer erfahrensten Kriegerinnen dieses Amt an: Maiev.
Bis zur Rückkehr von Tyrande aus den Fängen der Dämonen befehligte Maiev die Priesterinnen in der Schlacht. Als Tyrande jedoch zurückkehrte, gab sie zähneknirschend das Amt wieder ab und überließ ihr die Führerschaft.
10.000 Jahre
Nachdem der Brunnen der Ewigkeit implodiert war und sich die Nachtelfen an den Berg Hyjal gerettet hatten, breite sich langsam aber sicher das Misstrauen gegenüber den geretteten Hochgeborenen aus. Jetzt, da die Quelle ihrer Macht fehlte, waren sie keine Bedrohung mehr für die Bevölkerung. Maiev war eine der führenden Stimmen, die sich gegen die Hochgebornene aussprachen. Sie würden ihr Volk nur wieder ins Verderben führen.
Fast als Bestätigung sah sie hierbei die Taten von Illidan Stormrage. Getrieben von der Vision, dass die Brennende Legion zurückkehren würde, schuf dieser mit einigen gestohlenen Phiolen voller Wasser aus dem Brunnen eine neue Energiequelle. Sein Werk wurde jedoch unterbrochen, als eine Gruppe, bestehend aus Hochgeborenen und Nachtelfen, die auf der Suche nach Trinkwasser auf die Spitze des Berges Hyjal kamen, ihn störten.
In seinem Wahn nutzte Illidan einen Zauber, um sie von ihm fernzuhalten. Dabei tötete er einen Großteil der Gruppe und verletzte Dath’Remar Sunstrider und Jarod Shadowsong, Maievs Bruder, schwer.
Als die Gruppe um Malfurion und Maiev dies sahen, setzten sie ihn sofort außer Gefecht.
Maiev, die ihren leblos wirkenden Bruder sah, wollte in ihrem Hass Illidan sofort niederstrecken, doch Malfurion hielt sie zurück. Jarod lebte, und er selbst sollte entscheiden, was mit Illidan geschehen sollte.
Nicht der Tod sollte sein Schicksal sein, sondern Einzelhaft, tief unter der Erde angekettet. Dort sollte er bleiben bis zum Ende der Zeit selbst. Maiev, die immer noch einen Groll gegen ihn hegte, meldete sich sofort als seine Wächterin, und gemeinsam mit einigen anderen Schwestern der Elune waren sie diejenigen, die die nächsten 10.000 Jahre über den Verräter wachten.
Die Jagd beginnt
10.000 Jahre lang bewachten die Wächterinnen ihren Gefangenen, ohne dass es Schwierigkeiten gab. Doch beim zweiten Einfall der Brennenden Legion in Kalimdor öffnete die Priesterin Tyrande Wisperwind und der Druide Malfurion Stormrage das Grabmal, um die dort schlafenden Druiden zu wecken. Tyrande entschloss sich, Illidan zu befreien, da er mehr Informationen über die Dämonen hatte als jeder andere Elf.
Doch die Wächterinnen hielten an ihrem Auftrag fest, und so kämpfte sich Tyrande mit einigen Schildwachen durch das Gefängnis, tötete einen Großteil der Wachen und befreite Illidan.
Maiev allerdings hielt auch weiter an ihrem Auftrag fest. Sie schwor, Illidan zurückzuholen oder, falls ihr dies nicht gelingen sollte, ihn zu töten!
Mit den verbliebenen Wächterinnen folgte sie dem Dämonenjäger über das Meer zu den vom Grund gehobenen Ruinen von Suramar. Dort drang der Dämonenjäger in das Grab des Sargeras ein und erlangte so die Macht über das Auge des Sargeras, mit dem er den Frostthron zerstören wollte.
Maiev jedoch hielt ihn auf und wollte ihn stellen. Doch Illidan war darauf vorbereitet gewesen und stellte den Wächterinnen eine Falle.
Einzige Maiev entkam dem einstürzenden Tempel und schwor Illidan Rache für ihre getöteten Kameradinnen. Der Stützpunkt, den sie aufgebaut hatte, wurde jedoch bereits belagert von Truppen der Naga. Ihre einzige Chance sah sie in einer Nachricht an Malfurion Stormrage.
Dieser eilte ihr auch mit einer Streitmacht zu Hilfe, doch wurde er begleitet von Tyrande. Die Anspannung zwischen den beiden Frauen hatte sich nur noch gesteigert, da Maiev ihr die Schuld gab für den Tod ihrer Wächterinnen im Grabmal. Zwar konnte Malfurion die beiden auseinanderbringen, aber der Zwist war nicht beigelegt.
Gemeinsam vernichteten sie die Festung der Naga. Illidan selbst war jedoch bereits nach Lordaeron unterwegs, wohin die Nachtelfen ihm folgten.
Dort trennte sich Malfurion von Tyrande und Maiev, um mit dem Wald in Kontakt zu treten. Die beiden Priesterinnen unterdessen folgten weiter Illidans Spur, wobei sie auf eine Gruppe Hochelfen stießen, angeführt von Kael’Thas Sunstrider. Maiev wollte weiter und ihrer Beute folgen, doch Tyrande entschied, dass sie den Elfen helfen mussten.
Und so eskortierten sie die Karawane bis zum Fluss Arevass, wo sie allerdings von Untoten attackiert wurden. Tyrande opferte sich selbst, um die Brücke über den Fluss zu zerstören, nachdem die Karawane sie überquert hatte.
Kurz darauf stellten Maiev und Malfurion Illidan in den Ruinen von Dalaran, wo er das Auge von Sargeras nutzen wollte, um seines Meisters Plan durchzuführen. Maiev wollte ihn exekutieren, doch der Dämonenjäger schwor, dass er nützlich sei. Er wollte mithilfe seiner Naga helfen, Tyrande aus den Fängen der Geißel zu befreien. Was er auch tat. Und aufgrund dieser Tat gewährte Malfurion ihm die Freiheit zu gehen, wohin er wollte. Nur sollte er nie wieder einen Fuß auf Nachtelfenland setzen.
Maiev konnte diese Nachsichtigkeit jedoch nicht einsehen und beschloss, Illidan durch sein Portal zu folgen. Kurz nachdem ihre Truppen hindurch nach Outland gelangt waren, schloss sich der Durchgang und ließ das Schicksal von Jäger und Beute lange im Dunkeln.
Das Blatt wendet sich
Bis zur Ankunft der Naga und jetzigen Blutelfen war das Schicksal von Jäger und Gejagtem unbekannt. Doch als Vashj und Kael’thas in Outland ankamen, sahen sie, wie Illidan besiegt in einem Käfig in Maievs Lager gebracht wurde. Mit vereinten Streitkräften befreiten sie ihren Meister vor dem Zorn der Nachtelfe und setzten stattdessen sie gefangen.
Mit der Übernahme von Outland und damit auch vom Schattenmondtal nutzte Illidan einen Teil der einstigen Orcbelagerungsbauten als Gefängnis für Maiev. Denn er wollte sie nicht einfach töten, sondern sie so leiden lassen, wie er gelitten hatte. Als Wärter für die Wächterin setzte er Akama ein, den Aschenzungen, der in seiner Schuld stand.
Doch Akamas Loyalität war nicht so stark, wie Illidan meinte. Getrieben von dem Wunsch, den Tempel von Karabor von den negativen Einflüssen zu befreien, die nun auch der Dämonenjäger verbreitete, schloss er ein Bündnis mit Maiev und sammelte in der ganzen Scherbenwelt Helden zusammen, die ihn im Geheimen unterstützten.
Als die Zeit reif war, stürmten Maiev und Akama mit den Aschenzungen und den Helden den Tempel, erschlugen die Wächter des Verräters und entthronten ihn. Doch selbst im Tode verspottete Illidan seine Wärterin. Ein Jäger sei nichts ohne seine Beute, das waren seine letzten Worte.
Getroffen von dieser Wahrheit verschwand Maiev wieder für einige Zeit, ohne dass jemand wusste, wo sie war.
Eine Rückkehr mit Folgen
Nach einiger Zeit, in der sie sich überlegte, was sie nun, da Illidan tot war, tun sollte, beschloss sie, nach Darnassus zurückzukehren. Dort wurde sie, trotz der Tatsache, dass sie Tyrande zum Sterben zurückgelassen hatte, herzlich empfangen und sie wurde sogar damit beauftragt, neue Wächter auszubilden.
Allerdings war sie nicht ganz glücklich mit den neusten Entwicklungen. Sie verurteilte die Zusammenarbeit mit der Allianz, weil sie der Meinung war, die anderen Rassen würden die Nachtelfen in ihre Konflikte mit reinziehen. Doch noch schwerer verurteilte sie die Wideraufnahme einiger Hochgeborenen in die Nachtelfengesellschaft. Immer noch, nach all den Jahren, saß der Stachel des Krieges tief in Maiev. All diese Gefühle gab sie an die neue Generation Wächterinnen weiter, die ihr immer fanatischer folgten.
Als ihr Bruder aus seinem zehntausendjährigen Exil zurückkehrte, waren auch ihm gegenüber ihre Gefühle zunächst abweisend und kalt. Durch seine Abwesenheit hatte er die Chance verpasst, der Anführer der nachtelfen zu werden und hatte sein Volk im Stich gelassen. Zumindest sah Maiev das so.
Doch nachdem sie seine Geschichte gehört hatte, versöhnten sich die beiden wieder, da Maiev zu verstehen begann.
Das alles war jedoch nur vorgeschoben. Als nämlich eine Reihe unerklärlicher Morde an Hochgeborenen verübt wurde und es so aussah, als ob man es den Wächtern in die Schuhe schieben wollte, bot sich Maiev an, die Morde aufzuklären. Tatsächlich war sie jedoch die Täterin hinter alledem, da sie die Hochgeborenen und auch Malfurion verantwortlich machte für all die Missstände der Nachtelfen.
Sie schaffte es, die meisten Hochgeborenen und Malfurion in eine Falle zu locken, die tödlich für sie enden sollte, und eröffnete ihnen ihre Gedanken. Stormrage habe in ihren Augen dieselbe Einstellung wie sein Bruder, und so habe er die Verdammung und das sterbliche Leben der Nachtelfen zu verantworten. Während dieser Ansprache wurde klar, dass die Jahre der Abgeschiedenheit und Folter durch Illidan sie ihres Verstandes beraubt hatten.
Selbst als Malfurion dank Jarods Hilfe entkommen und die Hochgeborenen befreien konnte, sah sie ihre Fehler nicht ein. Ihre toten Schülerinnen zurücklassend verschwand sie in den Schatten der Nacht mit der festen Überzeugung, nur sie wisse, was richtig sei für die Nachtelfengesellschaft!
Gibt es irgendwen, der Maiev zu irgendeinem Zeitpunkt mochte? 😀
Ich finde Maiev ist ein äußerst interessanter Charakter. So zeigt doch ihre Entwicklung, wie sich ein Charakter selbst nach 10000 Jahren noch so stark verändern kann und wie subjektiv die Gerechtigkeit ist.
Was mich nur interessiert, wo man den letzten Teil nachlesen kann. Gibt es diese Geschehnisse nur im Buch oder konnte man sie auf Allianz Seite spielen? Als Hordler (for the horde!) ist man leider nicht immer ganz aktuell über Geschehnisse auf Seiten der Allianz informiert 😉
Der letzte Teil kommt, wenn mich mein Hirn nicht trügt, im Buch Wolfheart vor. Geht halt in Teilen um diese Mordserie und die Rückkehr von Maiev,
Und ja, Gerechtigkeit ist äußerst subjektiv. Aber eins muss man bedenken: Maiev hat erlebt, wie die Hochgeborenen ihre Rasse beinahe zu Grunde gerichtet haben, und lebte dann 10.000 Jahre in einem Kerker. Dass die von den Wiedergutmachungen usw. nicht viel mitbekommen hat, dürfte ihre Sicht nochmal etwas radikaler erscheinen lassen.
der artikel is doch schon über ein jahr alt^^ ham dich die ganzen plätzchen faul gemacht numi? 😀
Ja, die Plätzchen müssen es sein…. 😉
Es war am Sonntag einfach so, dass plötzlich und unerwartet 18 Uhr war und ich es total verpennt hab. Aber ich wollte nicht schon wieder ausfallen lassen. Deshalb dieser kleine…. egoguttenberg’sche Versuch der Täuschung 😉