Draenors Vergangenheit: Shattrath
In nicht allzu ferne Zukunft werden wir uns erneut durch das Dunkle Portal stürzen. Doch werden wir nicht, wie üblich, in der zerrütteten Scherbenwelt landen. Die Vergangenheit erwartet uns. Und mit ihr die harsche und raue Heimatwelt der Orcs: Draenor!
Doch damit euch als Abenteurer und Helden der sterblichen Völker nicht alles so fremdartig und anders vorkommt, will ich euch in den nächsten Wochen immer mal wieder einige der Schätze Draenors aufzeigen. Denn obwohl wir in eine andere Zeit reisen, ist vieles doch gleich geblieben.
Den Anfang macht die Hauptstadt der Draenei, Shattrath. Viele werden sie noch kennen aus Burning Crusade. Zwar sind die heutigen Ruinen immer noch imposant und eindrucksvoll. Doch sind sie nichts vergleichen mit der Stadt, die sie früher einmal war.
In den zweihundert Jahren, die die Draenei friedlich auf Draenor leben konnten, blühte Shattrath zu einer riesigen Metropole. Im Norden Taladors, draenei für „Heimstatt des Lichts“, gedieh die Stadt prächtig. Glaubt man den ersten Bildern aus Warlords of Draenor, besaß die Stadt einstmals sogar einen Hafen. Sie lag im Mittelpunkt der Handelsrouten der Orcs und Draenei und diente nicht nur dem Handel, sondern auch der Völkerverständigung.
Doch alles änderte sich, als Kil’Jaeden die Draenei schließlich fand. Er stachelte die Orcs gegen ihre einstigen Verbündeten auf und trieb sie dazu, diese Fremdlinge auf ihrem Planeten auszurotten!
Stadt um Stadt der Draenei fiel. Die erste Stadt, die vernichtet wurde, war Telmor, im Süden der Region Talador, die heute als Wälder von Terokkar bekannt sind. Ihr folgten viele kleinere Städte und Dörfer.
Als die Orcs schließlich das Blut des Dämons Mannoroth getrunken hatten und sich in der Horde vereinten, eroberten sie zwei der letzten großen Bastionen der Draenei: Karabor und Shattrath.
Als die Orcs Shattrath angriffen, setzten sie dabei nicht nur auf ihre Kampfkraft. Vor dem Angriff ihrer Soldaten sandten sie einen roten Nebel die Mauern hinauf, die Dutzende Verteidiger auf die Knie fielen und Blut röcheln ließ. Einige kamen durch den Nebel um, andere starben kniend durch die Hand eines Orcs. Alle jedoch, die den Nebel überlebten, sollte er später in niederere Kreaturen verwandeln.
Nobundo, der später der erste Schamane der Draenei werden sollte, hatte mit den Folgen des Nebels zu kämpfen, als Grom Hellscream persönlich ihn attackiert.
Unter der Führung des Warsong-Clans fiel Shattrath schlussendlich nach nur Stunden des Kampfes. Die feiernden und blutdurstigen Orcs quälten und folterten die Überlebenden auf den heutigen Aldor-Anhöhen. Die Toten waren achtlos in die unteren Viertel geworfen worden, wo auch jeder weitere Tote oder Sterbende landete, der die Orcs nicht mehr zu begeistern wusste. Sie warfen die wehrlosen Körper einfach über den Rand der Anhöhe.
Nach den Siegesfeiern verließen die Orcs einfach diesen einst wundervollen Ort. Sie ließen die Leichen in den Gräben verrotten, die Bauten zerfallen und die Feuer weiter brennen. Die Stadt verkam zu einer Ruine.
Doch viele Jahre später sollten sich die Schatten verziehen. Denn eine kleine Gruppe Draenei-Priester war in die Ruinen zurückgekehrt und vollführte dort wieder die Riten des Lichts. Diese erregten die Aufmerksamkeit eines reisenden Volkes, welches die Draenei bereits kannten.
Die Naaru waren gekommen, um gegen die verbliebenen Dämonen zu kämpfen. Im nunmehr zerstörten Draenor begann der Kampfeswille der Draenei wiederzukehren. Die Aldor, so der Name der Priesterschaft, begann immer mehr Anhänger um sich zu scharen, sodass Shattrath schon bald wieder ein sicherer Hafen für viele Flüchtling vor der Legion war.
Doch auch dieser Zustand sollte nicht lange halten. Noch immer nicht wieder zur vollen Stärke aufgestiegen sah sich Shattrath bald dem neuen Herrscher der Scherbenwelt und seinen Gefolgsleuten gegenüber. Illidan hatte befohlen, die Stadt zu belagern und alle auszumerzen, die sie bewohnten. Kael’thas Sunstrider hatte seine besten Magister und Krieger für diesen Auftrag ausgewählt.
Angeführt wurde diese Streitmacht von einem alten und erfahrenen Magister namens Voren’thal. Als die Armeen der Elfen schließlich auf die Brücken zumarschierten, formierten sich die Verteidiger zu einem letzten verzweifelten Gefecht, in dem Wissen, dass sie sterben würden.
Was dann geschah, konnte keiner der Krieger vorhersehen. Voren’thal selbst ging unbewaffnet und mit ausgebreiteten Armen auf die Reihen der Draenei zu und verlangte, den Anführer der Stadt zu sehen, der Naaru A’dal.
Als man ihn schließlich zu dem Naaru vorließ, kniete er sich nieder und sprach folgende Worte zu ihm:
„Ich habe dich in einer Vision gesehen, Naaru. Die einzige Hoffnung meines Volkes auf Überleben liegt bei dir. Meine Mitstreiter und ich sind hier, um dir zu dienen.“
Mit diesen Worten ergaben sich alle verbliebenen Blutelfen und wurden von den völlig verwirrten Wachen in die Stadt geführt. A’dal akzeptierte die Loyalität der Blutelfen und gestattete ihnen, eine der Anhöhen zu bevölkern.
Mit dieser Tat war nicht nur die Position Shattrath auf lange Zeit gesichert. Auch war das der größte Verlust, den Kael’thas Streitkräfte je erleben mussten, da ein Großteil seiner besten Soldaten an der Seite von Voren’thal übergelaufen waren.
Die Aufnahem der Blutelfen, die sich nun Seher nannten, spaltete jedoch die Fraktionen der Stadt. Denn viele der Aldor hatten Freund und Brüder im Kampf gegen Illidans Truppen verloren. Viele der Gefallenen waren durch die Hand jener Magister gestorben, die nun an ihrer Seite dienen sollten.
Doch trotz all dieser Spannung überlebte die Stadt, trotz dauernder Angriffe. Den Naaru gelang es sogar, die Streitkräfte von Sehern und Aldor zu vereinen und so einen Angriff auf Illidans Sitz der Macht zu starten: den Schwarzen Tempel von Karabor!
Damit haben wir dann auch eine gekonnte Überleitung für nächste Woche, in dem ich euch die Vergangenheit des düsteren Tempels beleuchten möchte.