Pseudo-Content oder tolles Feature? Achievments in Videospielen

Pseudo-Content oder tolles Feature? Achievments in Videospielen
Pseudo-Content oder tolles Feature? Achievments in Videospielen
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2001. Freudig erregt sitze ich vor dem PC und ergötze mich der Grafikpracht des deutschen Rollenspiels Gothic 2, bis heute eines der von mir am meist geliebten Videospiele aller Zeiten. Aber etliche Male verschlug es mich bisher nach Khorinis. Einige Male beendete ich das Spiel mit 100%. Jede Waffe, jeder Zauber – einfach Alles was ich in diesem Spiel erreichen konnte, habe ich erreicht. Und warum? Wegen der großen Vielfalt der Entscheidungen, die ich über meine Charakterentwicklung treffen durfte. Wegen der vielen tollen Geschichten in der Hafenstadt und auf dem Lande. Und nicht zuletzt wegen „Innos Zorn“, das stärkste Schwert des Spiels und eines der schönsten Schwerter aller Spiele die ich kenne.

Trotzdessen, dass ich nichts davon hatte Gothic 2 zu 100% zu beenden, habe ich es immer und immer wieder getan. Heute sollen uns sogenannte Achievments (zu Deutsch: Erfolge oder Errungenschaften) dazu leiten unsere Spiele so zu beenden, dass wir alles gesehn und gesammelt haben. Ob Steam, Uplay, Origin, PlayStation Network, Xbox Live oder World of Warcraft, überall können wir Erfolgspunkte sammeln oder auf den jeweiligen Plattformen Level aufsteigen und unseren Freunden zeigen, was für „geile Typen“ wir doch sind.

Doch genau in diesen Funktionen liegt meiner Ansicht nach der Hase im Pfeffer. Mein liebstes Beispiel ist bis heute noch immer World of Warcraft. Es gibt mit über 2057 Erfolgen 21995 Erfolgspunkte zu sammeln (Stand 04/2014), die uns Spieler dazu animieren sollen Dinge zu tun, die niemals als reeller Teil des Spiel gedacht waren. Das wirklich kuriose daran, es gibt für jede noch so unnötige Aktion eines Spielers einen Erfolg. „Wie tief kann man fallen“ bezeichnet den deutschen Namen des Achievments, das uns dafür belohnt so tief zu fallen, dass man kurz vor dem Tod steht. Andere Erfolge wiederrum belohnen uns Bosskämpfe so zu führen, dass sie für uns schwerer sind. Als Belohnung winken Reittiere oder Titel.

An und für sich eine nette Idee, gibt es doch eine Frage die ich mir seit der Einführung in Wrath of the Litch King noch immer stelle: Was bringen mir die Punkte? Wofür das Ganze? Weder kann ich sie gegen Reittiere oder Erbstücke eintauschen, noch bringen sie mir andere Vorteile innerhalb oder ausserhalb des Spiels. Sie sind da. Scheinbar sollte ihr einziger Existenzgrund der sein, anhand der Punkte vergleichen zu können, wer das längere digitale Genital besitzt.

Und genau diese Krankheit betrifft fast jede Plattform, die mit Errungenschaften arbeitet. Nirgendwo wird man für die Komplettierung seiner Spiele wirklich belohnt. Es erzeugt einen Pseudo-Effekt. Auch ich höre immer wieder in meinem Kopf: „Sammle alle Trophäen von Kingdom Hearts 1.5 HD, damit deine 3 Freunde im PlayStation Network sehen, was für ein toller Kerl du doch bist“. Wobei sich an diesem Punkt die Frage stellt, ob sich überhaupt schon einmal jemand die Erfolge oder Trophäen anderer angesehn hat?

Stevinho betitelte die Erfolge in World of Warcraft zu ihrer Veröffentlichung als „Pseudo-Content“ und genau diese Meinung teile ich auch heute noch. Zwar ist schön selbst sehen zu können, welche Möglichkeiten ein Spiel mit sich bringt, aber ohne sinnvolles Belohnungssystem sind und bleiben Erfolge für mich eine reine Streckung der Spielzeit.

Verfasst von LegenTeddy

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16 Comments

  1. cool!

  2. Man kann natürlich über den Sinn und den Unsinn einzelner Erfolge in World of WarCraft streiten, aber für Pseudo-Content halte ich es nicht. Ich würde es eher als eine Art Inhaltsverzeichnis bezeichnen, welches dem Spieler der zu faul nach Content zu suchen zeigt, dass man eben noch nicht alles in dem Spiel gemacht und gesehen hat – das Spiel nicht durchgespielt ist. Viele beschweren sich – auch zurecht – über die Content-Durststrecke zwischen zwei Erweiterungen, dümpeln aber auf der anderen Seite irgendwo zwischen 3000 und 5000 Erfolgspunkten.

    In Foren und Blogs beschweren sich viele lautstarke Persönlichkeiten, dass World of WarCraft ja gar nichts mehr zu bieten hat. Dabei sind gerade sehr viele dieser Leute fast ausschließlich auf die Schlachtzüge fixiert. Rollenspiel interessiert mich nicht. Questen interessiert mich nicht. PvP interessiert mich nicht, Twinken interessiert mich nicht, Vanity-Items wie Toys, Pets und Mounts interessieren mich nicht. Haustierkämpfe interessieren mich nicht. Und so weiter und so weiter.

    World of WarCraft ist eben mehr als Raids.

    • Ja da hast du vollkommen recht! WoW hat schon mehr zu bieten das ist klar. Nur muss man irgendwie Spaß daran finden die >500 Pets zu sammeln oder alle Mounts zu haben. Ich stehe da eher auf der Seite des Verfassers. Ich sehe einfach keinen Sinn dahinter digitale Punkte zu sammeln und nichts dafür zu bekommen. Was mir aber außer Raids besonders viel Spaß macht sind Challangemodes oder die Feuerprobe. In beiden bekommst du so an sich keine Belohnung. Ja die Mounts und das Moggingset aber die interessieren mich nicht. Es ist einfach der Kick seine eigene Bestzeit zu schlagen. Leider wird das auf Dauer auch öde^^.

      Also ich finde es gut, dass Blizzard den Spielern die Möglichkeit gibt, ihre Freizeit auf unterschiedliche Art und Weise zu nutzen aber gleichzeitig kann ich den Aufschrei in den Foren verstehen. Nicht alle wollen Sammler sein. Viele genießen das Herausfordernde am Spiel leider ist dies schnell vergänglich.

      Es tut mir leid für mögliche Rechtschreibfehler.
      Ein neuer Soldier
      Saiga

  3. Gut geschrieben aber gothic 2 wurde erst Ende 2012 released 🙂

    • Du meinst 2002^^

  4. Ich sehe dass etwas differenzierter, über weite Strecke stimme ich mit euch überein, gut bei Uplay gibts die Unterteilung in actions und achievements , für die actions gibts Punkte um wallpapers oder mini dlcs freizuschalten oder Kostümierungoptionen, fein aber auch nix tolles, was ich nett finde sind die mit achievements oftmalls versteckten eastereggs, sei es der titel oder die Aktion selber. Wenn ich so etwas entdecke freu ich mich, allerdings ist es kein grund für mich alle achievements zu holen. Gerade bei adventures in denen es meistens reicht auf eine bestimmte stelle im bild zu klicken oder einen Dialog zu ende zu führen finde ich es als nette Anerkennung der Entwickler und freu mich wenn der Erfolg aufpoppt, aber halt nur nett. Also DaseinsBerechtigung oder nicht? Ich verstehe was du meinst aber ich denke es gibt halt leute die es als Herausforderung sehen auch ohne danach mit ihrem digitalen penis jedem im Gesicht zu wedeln. Frei nach leben und leben lassen. Auf jeden eine schön geschriebene Kolumne, gerne mehr davon. Sorry für die wall of text. Euer Hardos

  5. A. Ein Completionist braucht nicht wirklich eine Belohnung und will das Spiel einfach nur zu 100% beenden.
    B. Viele Erfolge sind ein Teil von größeren Errungenschaften, die Spieler dann auch mit richtigen Belohnungen wie Titeln, Reittieren, Haustiere oder anderen Dingen belohnen. Dabei stehen diese Erfolge dann zwar häufig in Zusammenhang mit „richtigen“ Inhalten wie beispielsweise Raids, aber sie setzen dann meistens Aufgaben voraus, die Spieler ohne diese Liste mit Optionen gar nicht erst angehen würden.
    C. Erfolge wie beispielsweise das Fallen von einem Gebäude oder das Essen von bestimmten Gerichten sind allerdings wirklich nur Filler.

  6. In der psychologischen Forschung zu Computerspielen geht man von 4 Archetypen von Spielern aus:
    a, Socializer
    b, Killer
    c, Explorer
    d, Achiever

    (Nur am Rande: Jeder Spieler vereint mehrere der Typen auf sich. Stichwort: Bartle-Test: http://www.gamerdna.com/quizzes/bartle-test-of-gamer-psychology)

    Während es meines Erachtens relativ einfach ist die ersten beiden Typen zu bedienen und beim dritten auch nicht so sehr grosse Schwierigkeiten auftreten, ist es die Sammelleidenschaft, zu der man erst mal etwas finden muss.
    Insofern ist es meines Erachtens folgerichtig, dass es mehrere verschiedene „Sammel-Dinge“ gibt, die über Mounts und Pets hinausgehen.

    Ausserdem seien wir mal ehrlich:
    – Wozu spielen denn viele Spieler PvP?
    – Wozu versucht man denn möglichst schnell, effektiv und „gut“ durch einen Raid zu kommen?
    – Wozu dient dem überwiegenden Teil der Community ihr Damage-Meter?
    Meines Erachtens gibt es auch hier nur die Antwort: Um den „grössten“ zu haben.

  7. Ja gut geschrieben, aber eben auch sehr einseitig. Ich habe Gothic 2 auch sehr gerne gespielt. Ich habe zum Bsp einen Kumpel, der hat Spaß daran alle Trophäen im PSN zu holen… also warum nicht? Wer kein Interesse hat muss es nicht nutzen, aber diese Antihaltung die hinter diesem Artikel liegt, kann ich dann nicht nachvollziehen. Warum hast du denn Gothic 2 zu 100% durchgespielt? Einfach aus Spaß, nun stell dir vor du würdest dafür ein „Andenken“ erhalten in Form einer Plakete oder ähnliches auf der Plattform wo du es spielst, gab es damals noch nicht, wäre aber schön gewesen. Ich habe damals Outcast versucht so oft zu spielen wie möglich um 100% zu erreichen, dafür gab es am Ende eine Anzeige, das für mich ein Anreiz, heute ist es eben schöner verpackt

    • *Das war für mich ein Anreiz

  8. Wenns eine Belohnung gibt, die ich will, dann okay (was soll man auch sonst machen). Aber ansonsten gehts mir einfach nur aufn Sack für alles und nichts nen Achievement zu bekommen. Da können die gleich noch Erfolge machen, die für die gespielte Spielzeit sind. „Erfolg 365 Tage durchgesuchtet!“ Und als Belohnung ein frei Monat xD. Vielleich sogar Anreiz für manche 😛

    • “Erfolg 365 Tage durchgesuchtet!”

      Bots, Bots more Bots :(((

  9. Servus,
    ich selbst bin jemand der sehr gern Erfolge und Trophäen sammelt. In World of Warcraft ist es meine lieblingsbeschäftigung.
    Bei Steam, PSN und Xbox gehört es für mich zum durchspielen eines Spiels dazu alle Trophäen zu sammeln. (Uplay ist dagegen ein Witz)
    Das ich dafür keine belohnung erhalte finde ich weder schlimm, noch glaube ich wäre es sinnvoll.
    Würde Blizzard z.B. kaufbare Belohnungen von den Erfolgspunkten einführen, würde das abschliessen von Erfolgen zum zwang.
    Auch wenn jemand wie ich das super finden würde, hätten Leute wie der Verfasser nur einen Grund mehr um sich zu beschweren.
    Ich sehe es als extra Content der ohne zang und von jedem freiwillig erledigt werden kann.
    Die beschreibung Pseudo Content finde ich passend, man sollte aber fair bleiben und dabei sagen das Erfolge und Trophäen uns nie als Content verkauft werden.

  10. die erfolge sind einfach eine gute sache um zu erkennen wer der besseres spieler ist. wenn ich zB ein achievemnt habe und jemand anders nicht dann stellt sich die frage, wieso er es nicht hat? hat er keinen ehrgeiz? ist er unfähig? oder ist er evtl ein casual?

    alles in allem sind die erfolge eine ggute sache um die spreu vom weizen zu trennen. denn ein guter spieler der zB schon seit classic spielt hat immer mehr punkte als zB ein noob der erst zum letzten addon angefangen hat und ständig den raid wiped.

    • Sorry, aber bei soviel Blödsinn kann ich mich nicht zurück halten.

      Erstens haben die Erfolge insgesamt nichts, aber auch gar nichts damit zu tun, wie „gut“ ein Spieler ist. Es gibt einige Erfolge, die Sammelerfolge oder ähnliches sind. Zudem fehlen zwangsläufig jemandem, der am PvP keinen Spaß hat eine komplette Kategorie von Erfolgen. Mit Ehrgeiz, Unfähigkeit oder Casual-Sein (was auch immer das sein mag) hat dies m.E. nicht zu tun.
      Auch wenn jemand einen Raid als Erfolg hat, bedeutet dies noch nicht, dass er „gut“ spielt. Auf einigen grossen Servern wird schliesslich mittlerweile gegen Gold angeboten, dass man den aktuellen Raid-Content cleart. Durch das Durchgezogen-werden wird der Spieler selbst aber meiner Meinung nach auch nicht besser, den Erfolg hat er aber.

      Zweitens ist es ein Irrglaube, dass ein Spieler, der länger spielt zwangsmässig mehr Erfolgspunkte haben muss oder/und besser spielt (auf den typischen „Casuals spielen immer schlecht“-Mist werde ich jetzt erst mal gar nicht weiter eingehen).

  11. Interessanter Artikel. Die wichtigste Frage zuerst:
    In Gothic 2 gab es Innos Zorn? Dachte das Schwert gäbs nur in Gothic 1 :O

    Zu Achievements:
    Anfänglich fand ich Achievements auch immer etwas seltsam, aber in vielen Spielen geben sie mittlerweile auch einen gewissen Anreiz. Ich habe zB meine feste Truppe mit der wir L4D2 spielen und wir hätten es sicher nicht so oft durchgespielt, wenn wir nicht bestimmte Achievements hätten haben wollen. Auf der anderen Seite muss man es so sehen: Wie oft hat man etwas in älteren Rollenspielen gemacht, was eigentlich völlig dämlich ist/nicht zum Spiel gehörte, man aber trotzdem irgendwie stolz darauf war? Achievements halten das eben mitunter jetzt auch fest. Und viele Achievements bestehen ja auch nur noch darin anzuzeigen, wie weit man ist. Praktisch jedes Steam-Spiel mit Storymodus hat ein Achievementsystem und man bekommt für jedes abgeschlossene Kapitel eines. Im eigentlichen Sinne ja nutzlos, weil Achievements eigentlich ein zusätzlicher Anreiz sein sollen, aber auf der anderen Seite kann man so immer sehen, wie weit man ist (und es auch anderen zeigen).

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